Die ganze Geschichte der Wertschätzung

„Sei zufrieden mit dem, was du hast“ hörst du überall auf Social Media und in jeder Yoga- oder Meditationsklasse. Es ist ein wertvoller Rat, doch nur die halbe Geschichte.

Hast du manchmal ein schlechtes Gewissen, wenn du dir mehr wünschst als du hast? Ja? Dann kennst du nur die halbe Wahrheit. Wollen wir der Wertschätzung die Bühne überlassen, damit sie ihre ganze Geschichte erzählen kann? Tretet beiseite liebe Schuldzuweisungen und du auch, liebes schlechtes Gewissen, und macht Platz für die ganze Schönheit der Wertschätzung.

Wie kann es sein, dass „sei zufrieden mit dem, was du hast“ nur die halbe Geschichte ist? Das Ding ist, dass es so klingt als wäre Wertschätzung begrenzt darauf. Wenn wir Dankbarkeit einschränken, dann ist es kein Wunder, dass wir ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir uns mehr wünschen.

Wird Dankbarkeit auf das limitiert, was wir haben, erzeugen wir ein schlechtes Gewissen.

Schauen wir mal genauer hin: Wenn ein Menschenwesen keine Hoffnungen und Wünsche hat, dann nennen wir das Depression. Schränken wir Wertschätzung nur auf das ein, was wir haben, dann löst jeder Wunsch, jede Hoffnung auf mehr und Schöneres und Besseres, ein schlechtes Gewissen aus und dann fühlen wir uns gleich noch schlechter, weil wir ja so undankbar sind und das, was wir haben, nicht genug schätzen. Das ist ganz und gar nicht im Sinne der Wertschätzung.

Schnappen wir uns jetzt ein bisschen Popcorn, lehnen uns zurück und genießen die ganze Geschichte der Wertschätzung als Stück in drei Akten.

Der Vorhang hebt sich etwas schwerfällig und dennoch würdevoll, gibt die Sicht auf die Bühne frei und dir kommt das Bühnenbild merkwürdig bekannt vor. Es ist dein Wohnzimmer. In diesem Moment wanderst du selbst von rechts auf die Bühne und setzt dich mit einem nachdenklichen Blick auf die Couch.

1. Akt: Schlechtes Gewissen raus, Freude rein

Was wünschst du dir? Ein Haus, ein Haustier, einen Job, der dir mehr Freude macht, einen Partner/eine Partnerin, ein Kind? Nur weil du dir wünschst, dass etwas oder jemand in dein Leben kommt, bedeutet das nicht, dass du nicht schätzt, was du hast.

Hör auf damit ein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist ok, wenn wir uns wünschen, glücklicher zu sein. Das Streben nach Glück ist ein natürliches Bedürfnis. Fang an, deine Wünsche zu feiern. Schließ Frieden mit ihnen. Ersetzte das schlechte Gewissen mit Dankbarkeit. Freu dich, dass du dich dafür öffnest, dass dein wunderbares Leben noch wunderbarer werden darf.

Ohne Schuldgefühle sind wir frei, das Leben in seiner Gesamtheit zu lieben.

So befreist du dich von schlechtem Gewissen und hörst auf die Schuld bei dir, anderen oder bei Leben selbst zu suchen, dass das, was du dir wünschst, noch nicht in deinem Leben ist. So schaltest du innerlich komplett um: Plötzlich bist du frei, dich selbst und dein Leben so zu lieben, wie es ist und gleichzeitig bleibst du offen für mehr.

2. Akt: Der schönste Tag deines Lebens – bis jetzt!

Ich sage nie „Das ist der schönste Tag meines Lebens“. Wenn jemand zum Beispiel über den Hochzeitstag sagt es wäre der schönste Tag ihres oder seines Lebens, dann bedeutet das doch, dass es von da an nur mehr schlechter werden kann. Doch so wollen wir doch sicher nicht unser Leben leben, oder?

Wenn wir aber sagen „das ist bis jetzt der schönste Tag meines Lebens“, dann sind wir dankbar für alles, das da ist und feiern unser Leben und all die wunderbaren Wesen um uns, während wir gleichzeitig klarstellen, dass wir bereit und offen sind für noch schönere Tage, mehr Freude und liebevolle Menschen. 

So ist das mit der Dankbarkeit. Wertschätzung ist nicht exklusiv auf einen Bereich beschränkt. Sie sagt nicht: Sei dankbar für alles, das du hast und alles, was du dir darüber hinaus wünschst, ist schlecht. Wertschätzung ist gleich wie Liebe – all umfassend.

3. Akt: Die Alles-Umarm-Qualität

Sobald du dir mehr wünschst, als du jetzt in deinem Leben hast, erlebe, wie glücklich dich die Aussicht darauf macht. Spür, wie froh du wärst, hättest du diesen Aspekt, diese Chance, diesen Menschen, in deinem Leben.

Sei dankbar dafür, dass du bereit bist, die ganze Fülle des Lebens mit offenen Armen zu empfangen. Freu dich über dein großes Herz, das Raum hat für noch mehr liebevolle, freudvolle Momente. Dann hol die Wertschätzung für alles, das jetzt schon präsent ist, mit dazu. Weißt du, Dankbarkeit ist nicht entweder das oder das, sondern eine Alles-Umarm-Qualität.

Wir bleiben offen für noch mehr fantastische Momente.

Nun nähern wir uns dem Ende unseres Stückes und der magische Moment, kurz bevor der Vorhang fällt, ist gekommen. Wir sehen den Helden bzw. die Heldin unserer Geschichte wieder im Wohnzimmer, wo er oder sie direkt ins Publikum spricht und uns mit positiven Schlussworten inspiriert. Es geht los…

Wertschätzung ist umarmt und durchströmt alles. Alles, das jetzt da ist und alles, das wir uns noch wünschen. Geh ganz auf in deinem Leben wie es jetzt ist und bleib offen für mehr. Sag dir selbst immer wieder: „Ich bin so dankbar für alles, das da ist. Heute ist der schönste Tag meines Lebens – bis jetzt.“

Ende.


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